
Der Riesenslalom wird in Österreich auch Riesentorlauf (RTL) genannt. Die zu umfahrenden Tore sind so gesetzt, dass ständig Richtungswechsel erfolgen. Im Gegensatz zum Slalom ist allerdings noch ein flüssiger, gleitender Rhythmus möglich. Ein Wettkampf besteht aus zwei Läufen, deren Zeiten addiert werden. Der Riesenslalom ist unter den professionellen Disziplinen diejenige, die dem üblichen Freizeit- und breitensportlichen Skifahren am ähnlichsten ist.
Riesenslalomfahrer sind schneller unterwegs als Slalomfahrer, weil ein Riesenslalom-Kurs weniger Tore aufweist, die in einem größeren Abstand zueinander stehen als im Slalom. Dies erfordert bedeutend weniger Schwünge, wodurch die Rennläufer mehr beschleunigen können. Allerdings ist die Strecke länger als bei Slaloms, so dass die Bestzeiten eines Durchgangs bei 80 Sekunden liegen. Riesenslalom-Tore bestehen aus einer Doppel-Stange, die durch einen breiten Kunststoffstreifen miteinander verbunden sind, während Slalomtore nur aus einzelnen gleichfarbigen Stangen (blau oder rot) bestehen. Das erste und das letzte Tor sowie Kombinationen müssen mit einem sogenannten Außentor in gleicher Farbe gekennzeichnet werden.
Im Slalom sind die Schwünge deutlich kürzer, wodurch die Rennläufer in einer engeren und direkten Linie unterwegs sind. Die Rennläufer kommen dadurch viel näher an die Stangen heran, weshalb sie diese mit den Händen wegschlagen müssen, um den Schwerpunkt möglichst nahe an der Falllinie zu halten. Im Gegensatz dazu ist die Linie im Riesenslalom weniger direkt, und die Tore stehen bedeutend weiter auseinander. Dadurch kommen die Fahrer weniger mit den Toren in Berührung und stoßen diese bei Bedarf mit der inneren Schulter weg anstatt mit der Hand.

Historie
Identisch für Slalom und Riesentorlauf ist die Startreihenfolge, wobei allerdings hinsichtlich jener im zweiten Durchgang erst ab Beginn der Saison 1971/72 die so genannte Bibbo-Regel (benannt nach deren „Erfinder“, dem Schweden Bibbo Nordenskjöld), angewendet wurde, welche auch aktuell (mit einigen Abänderungen) gültig ist. Zuvor gab es Startgruppen von 1 bis 15, von 16 bis 30, von 31 bis 45 etc. – und im zweiten Durchgang starteten die Akteure in ihrer Gruppe in umgekehrter Reihenfolge (also nun von 15 bis 1, von 30 bis 16 etc. – soweit ein Akteur nicht durch Sturz, sonstigen Aufgabegrund oder bereits erfolgte Disqualifikation bereits ausgeschieden war).
Erst mit dem damaligen Riesenslalom von Val d’Isère (9. Dezember 1971, Sieg für den Norweger Erik Håker) wurde erstmals der zweite Durchgang nach Maßgabe der Platzierung aus dem ersten Lauf abgewickelt. In weiterer Folge kam es für mehrere Rennsaisonen zu einer „Super-Bibbo-Regel“ (die ersten Fünf aus dem ersten Durchgang starteten in umgekehrter Reihenfolge vorweg, danach die weiteren ab Rang 6 in der Reihenfolge ihrer Platzierung aus dem ersten Lauf). In der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre wurde die aktuell geltende zusätzliche Beschränkung der Starterzahl im zweiten Durchgang eingeführt, wonach hierfür nur mehr die ersten Dreißig des ersten Laufes startberechtigt sind. Die Athleten oder Athletinnen starten dann in inverser Reihenfolge des Erstlaufresultats (der Laufzeitbeste also als Dreißigster bzw. Letzter).
Diskussionen
Im Hinblick auf die Länge der Riesenslalom-Ski der Herren gab es in den vergangenen Jahren viele Diskussionen. Trotz zahlreicher Kritik von Sportlern und Herstellern hatte die FIS im Jahr 2012 den Kurvenradius der Ski von 27 auf 35 Meter erweitert, um Knieprobleme der Sportler zu minimieren. Der Kurvenradius wird bestimmt durch die Taillierung, Länge und Breite des Skis. Je höher der Radius (und damit länger und weniger tailliert der Ski), desto höher muss meist auch der Kraftaufwand im gesamten Körper sein. Und genau das führte bei den Spitzensportlern vermehrt zu Rückenproblemen. Ab der Saison 2017/18 gilt daher wieder ein geringerer Radius von 30 m, sodass auch die Ski wieder taillierter und kürzer sein dürfen. Sie sollten jedoch mindestens eine Länge von 1,93 m aufweisen.
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